Posted in Alltag in Neuseeland, Schule am anderen Ende der Welt

Schule in Neuseeland – College

Hier schreibt Alexandra:

Vorweg ein großes herzliches Dankeschön an meinen Vater, ohne den unsere Experience und vor allem der Schulbesuch der Kinder nicht möglich gewesen wäre – denn der Schulbesuch für Nicht-Neuseeländer kostet einige Taler… Dafür bekommen die Kinder aber auch ganz schön was geboten 🙂

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Schulausflug mit seltenen Vögeln – Abel Tasman National Park

Es fällt mir daher schwer, etwas über die Schule hier, bzw. konkret über die zwei Schulen (Nayland College und die Nayland Primary School), die unsere Kinder hier besuchen zu schreiben, ohne gleichzeitig in ein deutsches-Schulsystem-Bashing zu verfallen. Ich versuche, möglichst neutral zu bleiben und meine Beobachtungen zu beschreiben: Also die beiden Teenager besuchen das Nayland College und zwar beide in einer Art 11. Klasse. So ganz haben wir alle noch nicht herausgefunden, wie das System mit Juniors und Seniors funktioniert, entscheidend ist, dass die beiden keine Schuluniform tragen müssen. Bzw. dürfen – Lucy war ein wenig betrübt, dass sie in normalen Klamotten zur Schule geht und nicht das schicke rot-blaue T-Shirt und den kurzen schwarz-melierten Rock dazu trägt. So gehen die jüngeren Schülerinnen (und die Schüler in entsprechenden Shorts) übrigens bei jedem Wetter!

Das College ist ein riesiger Campus mit einzelnen Gebäuden für die Fachbereiche wie z.B. für Sprachen, Science, für die Internationals und natürlich für das riesige Sportangebot. Gewählt werden 6 Fächer, unsere Teenager entschieden sich für „Hospitality“, „Outdoor“, „Health“, „History“, „Earth and Marine Science“ und „Maori“. „International English“ nicht zu vergessen, wo sie gemeinsam mit einer ganzen Reihe „Internationals“ unterrichtet werden, also Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichsten Ländern, hauptsächlich aus Deutschland und Norwegen. Lucy hat bereits einen Ausflug in den Abel Tasman National Park unternommen, Matti hat Kajak fahren gelernt und beide sind nun Meister im Kaffeezubereiten und -servieren… Und sprechen natürlich mittlerweile ohne Mühe Englisch mit leichtem Kiwi-Akzent 🙂

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Schulgelände mit Übersichtsplan

Insgesamt ist die Stimmung entspannt bis heiter, auch die neuseeländischen Schüler wirken keinesfalls gehetzt oder gestresst. Durch den vielen Platz und die viele Dekoration in den einzelnen Häusern wirkt das ganze Gelände tatsächlich eher wie eine große Experimentierwiese. Am Eingang gibt es eine Art Leuchtreklame, auf der die wichtigen Termine wie Preisverleihungen für Kultur- oder Science-Wettbewerbe angekündigt werden, oder auch das Schulmotto blinkt: „SOAR – Success, Opportunity, Ako (=learning together), Respect“, manchmal ist auch ein Bergsteiger zu sehen, über dem quer „Inspiring“ steht. Es gibt ähnlich wie in der Zaubererschule Hogwarts fach- und jahrgangsübergreifend vier „Häuser“, auf die die Schüler verteilt werden und für sie Punkte z.B. durch besondere Leistungen (Lucy hat z.B. ihren Aufsatz vor der Klasse vorgelesen) sammeln können. Wenn ein Schüler 5 Punkte für sein Haus gesammelt hat, bekommt er einen Zwei-Dollar-Gutschein für die Cantina – ein durchaus anspornendes System… Da der Teamgedanke wichtig ist, wird natürlich viel mit Goolge-Docs und anderen online-Diensten gearbeitet, denn Projekte und Referate sollen stets im Team bearbeitet werden. Zwischen den einzelnen Kursen ist auch immer wieder Zeit für Gespräche, ein Treffen in einem der Schülerbüros oder für eine Brotzeit, die hier „tea“ heißt. Überhaupt die Kurse: die Schüler werden nach ihrem jeweiligen Leistungsstand in diese verteilt, in allen Fächern gibt es also verschiedene Stufen – so dass es auch für unsere Kinder ein Leichtes ist, mitten im Schuljahr einzusteigen. Abgesehen davon, dass sie vom engagierten dreiköpfigen International-Team hervorragend betreut werden – denn das Nayland College hat eine eigene Abteilung „International“, die die derzeit etwa 60 ausländischen Schülerinnen und Schüler betreuen. Warum gibt es eigentlich an deutschen (höheren) Schulen kaum „Internationals?“ Vermutlich liegt es am System.

Lucy hat ihre bisherigen Erfahrungen treffend so beschrieben: „Das deutsche Schulsystem, bei der der Lehrplan im Mittelpunkt steht, ist wie „Game of Thrones“: hast du eine Folge verpasst, kommst du nicht mehr mit, zwischendurch noch einzusteigen ist so gut wie unmöglich. Hier in Neuseeland (und überhau pt vermutlich in allen Ländern, in denen es Kurs-Systeme gibt) ist es wie bei „Star Trek“: jede Folge in sich abgeschlossen, und du kannst auch mitkommen und vieles verstehen, wenn du nur eine oder zwei Episoden dabei bist…“

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