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Schule in Neuseeland – Grundschule

Hier schreibt Alexandra:

Vorweg ein großes herzliches Dankeschön an meinen Vater, ohne den unsere Experience und vor allem der Schulbesuch der Kinder nicht möglich gewesen wäre – denn der Schulbesuch für Nicht-Neuseeländer kostet einige Taler… Dafür bekommen die Kinder aber auch ganz schön was geboten 🙂

Kurz vor unserer Abreise stand noch die Einschulung unseres Jüngsten an. Ein besonderer Tag, an dem ja der „Ernst des Lebens“ beginnen sollte – der natürlich nahtlos bis zu einem Schulabschluss führen sollte, so zumindest die Idealvorstellung einiger Pädagogen… Die Nachricht, dass er erst mal ein halbes Jahr gar nicht da sei, führte bei seiner Lehrerin einzig zu folgender Reakation: „Da habe ich aber Bauchschmerzen – er lernt ja dann ganz andere Buchstaben!“

So fällt es mir bei meinem Bericht über die neuseeländische Grundschule noch viel schwerer, ihn ohne Seitenhiebe auf die (bayrische) Norm-Grundschule zu verfassen, aber ich will versuchen, die Erlebnisse der zwei Wochen dort auszublenden und auch nicht daran zu denken, was nach unserer New Zealand Experience wieder auf unseren Jüngsten wartet… Carl hingegen merkt wenig Unterschied im Unterrichtskonzept – er geht in Deutschland auf die wunderbare Montessorischule Penzberg.

Also: Ben (6) und Carl (9) besuchen hier die Nayland Primary School, eine Grundschule, die auch für internationale Schüler zugelassen ist. Das ist insofern wichtig, als dass es extra Englisch-Unterricht für alle nicht-englisch-sprachigen Schüler gibt – bei Lesley, die eine Seele von Lehrerin ist, und uns im Vorgespräch ausgehend darüber informiert, wie sie vorgeht. Ganz wichtig ist für sie die „Silent Phase“, in der die Kinder nichts in der Fremdsprache sprechen. In dieser Phase drängt sie sie auch nicht dazu, vielmehr sollen die Kinder sich erst einmal in die fremde Sprache einhören und -leben. Im „normalen“ Unterricht laufen unsere Jungs erst einmal mit, die Lehrer sind nicht weiter besorgt, dass sie wegen ihnen ihren Unterricht nicht durchziehen könnten. Im Gegenteil: dank überall in den Klassenzimmern zur Verfügung stehenden iPads und offenem Schul-WLAN kommt gern und oft der Google-Translator zum Einsatz, und die Kiwi-Kinder amüsieren sich über so manches deutsche Wort.

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Nayland-Primary: we are coming!

Am ersten Schultag geben wir die beiden ab und räumen schon nach ein paar Minuten beruhigt das Feld: sie sind beide bestens aufgehoben und dank der App seesaw bekommen wir zumindest von Ben sowieso regelmäßig kleine Nachrichten aus dem Unterricht, die wir mit Herzchen und Likedaumen fleißig kommentieren…

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Lehrerin Gill und Ben arbeiten mit dem iPad – und schicken uns das Ergebnis via Seesaw

Hier könnt ihr in einem mehr Interview mehr darüber hören…

Vor allem die Klassenzimmer lassen unsere Herzen regelmäßig beim Bringen und Abholen höherschlagen: das Zimmer der 1. Klasse sieht eher aus wie ein Kindergartenzimmer mit zusätzlich kleinen Schultischen, das Zimmer der 4. Klasse ist eher wie eine Lounge gestaltet, mit zusätzlich einigen zusammen geschobenen Schultischen. An den Wänden jeweils große Bildschirme – Bens Klasse macht zwischendurch immer wieder einmal Karaoke mit Songs vom schuleigenen Youtube-Kanal, und singt und tanzt z.B. das ABC oder die Zahlen bis 20! Wenn das immer noch zu wenig Bewegung für die Schuljüngsten ist, werden die Kinder (nicht ohne Hut!) einfach kurz auf den Sportplatz geschickt, der inmitten der einzelnen Klassenzimmerbungalows liegt. Auf meine Frage, ob die Jungs denn Turnsachen bräuchten bekomme ich mehrfach verständnislose Nachfragen. Warum extra umziehen? Es haben eh alle Kinder das Schul-Shirt an, und das ist aus Trikotstoff. Die blauen (fast immer kurzen) Stoffhosen eigenen sich eh zum Herumlaufen und ein paar Sportübungen machen, und was an den Füßen ist, ist herzlich egal! Als ich erzähle, dass die Kinder in Deutschland extra Sportsachen haben, und in eine extra Turnhalle zu einem extra Sportunterricht einmal die Woche gehen, ernte ich nur verständnislose Gesichter! Verständlich, wenn man sich das „Sportkonzept“ hier so ansieht…

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Die Klassenzimmer sind in Bungalows rund um den Sportplatz angelegt

Bewegung, Draußen sein, die Schulhühner füttern oder etwas im Schulgarten anbauen sei doch das Beste für den Anfang, so die einhellige Meinung. Denn viele der Erstklässler sind gerade erst fünf geworden. Es gibt hier keinen allgemeinen „Schulbeginn“ für alle, sondern die Kinder steigen im Laufe ihres sechsten Lebensjahres in die Schule ein: so ist nicht nur für Ben erst einmal alles neu und ungewohnt, denn mit ihm werden auch einige andere Kinder eingeschult – mitten im Schuljahr! Dadurch wird Übergang von Kindergarten in die Schule sehr fließend, was auch an den „Bringzeiten“ liegt: die Kinder können etwa ab irgendwann nach acht gebracht werden, auf dem Klassenzimmereigenen Spielplatz spielen, im Klassenzimmer mit Lego bauen oder Übungen auf den iPads bearbeiten – offizieller Unterrichtsbeginn ist aber wie im College erst um neun 🙂

Dabei sind sich unsere vier Kinder alle einig: wenn wir etwas nach Deutschland mitnehmen dürften, dann auf alle Fälle Schulbeginn 9.00 Uhr!

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